Das Pathogen-Business:
Amerikas neuer Gesundheitsimperialismus ohne WHO
Die USA steigen nicht aus, sie übernehmen nur die Regie
Der angebliche WHO-Ausstieg ist kein Rückzug, sondern ein Regiewechsel. Washington will nicht weniger Kontrolle, sondern totale Regie, ohne UNO, ohne Bremsen, direkt über private Netzwerke und Konzerne.
AMERICA FIRST GLOBAL HEALTH STRATEGY – September 2025
So heisst das neue Aussen- und Gesundheitsprogramm der US-Regierung.
Auf den ersten Blick klingt es nach Rückzug: Die USA machen beim WHO-Pandemievertrag nicht mehr mit. In Wahrheit aber bauen sie ihr eigenes globales System auf, ein Netzwerk bilateraler Verträge mit Dutzenden Ländern, die allesamt denselben Zweck erfüllen: Daten und Proben liefern.
Was die WHO über ihr umstrittenes PABS-System zentralisieren will, übernehmen die USA nun im Alleingang, ganz ohne multilateralen Umweg. Jedes Land, das US-Hilfsgelder für HIV, Malaria oder Polio will, muss im Gegenzug alle Informationen über «Pathogene mit epidemischem Potenzial» binnen fünf Tagen an Washington melden inklusive genetischer Sequenzdaten und biologischer Proben.
Der Deal läuft bis 2030, aber die Pflicht zur Datenlieferung gilt 25 Jahre, weit über jede politische Amtszeit hinaus. Souveränität? Fehlanzeige.
Die Mogelpackung der bilateralen Hilfe
Viele fragen sich nun, ob diese bilateralen Verträge wenigstens den ärmeren Ländern nützen. Gute Frage und die Antwort ist: kurzfristig vielleicht, langfristig nein.
Das bilaterale Memorandum of Understanding (MoU), das die USA nun einzelnen Ländern anbieten, wirkt auf den ersten Blick attraktiv:
- Es bringt sofort Geld, Ausrüstung und Laborkapazitäten.
- Es bezahlt anfangs sogar Personal und Medikamente.
- Es vermittelt den Eindruck, man sei «Partner auf Augenhöhe».
Aber unter der Oberfläche steckt eine massive Abhängigkeitsschleife:
- Die Länder müssen alle Daten über neue Erreger an die USA liefern, meist innerhalb weniger Tage.
- Das Abkommen läuft nur bis 2030, aber die Verpflichtung zur Datenweitergabe gilt 25 Jahre lang.
- Nach einem Jahr müssen die Länder anfangen, selbst zu zahlen – für Personal, Labore, Logistik.
- Es gibt keine Garantie für Impfstoffzugang oder Technologietransfer.
Kurz gesagt: kurzfristig bekommen sie Mittel, langfristig verlieren sie Souveränität und Kontrolle über ihre biologischen Ressourcen. Oder, direkt gesagt: Die USA bauen keine Partnerschaften auf, sie pachten Bioproben.
Der Kern des Geschäfts: Pathogene als Rohstoff
Exakt hier liegt der eigentliche Kern der Sache. Denn das, was Washington jetzt bilateral einsammelt, ist Teil eines viel grösseren Geschäftsmodells, des sogenannten «Pathogen Access and Benefit Sharing»-Systems (PABS).
Es basiert auf der Idee, dass Länder, die neue Viren oder gefährliche Erreger entdecken, diese schnell teilen sollen, also Proben, Genomsequenzen und Metadaten an eine zentrale Stelle (z. B. die WHO) liefern. Offiziell heisst das Ziel: globale Sicherheit durch schnelle Entwicklung von Gegenmassnahmen, sprich: Impfstoffe, Medikamente, Diagnostika.
Aber in der Praxis bedeutet das: Ärmere Länder liefern die Rohdaten und Virusproben, reiche Länder und Pharmakonzerne entwickeln daraus die Produkte und verkaufen sie anschliessend teuer zurück. Deshalb pochen viele Entwicklungsländer im WHO-Prozess auf «Benefit Sharing», also auf faire Teilhabe an Patenten, Produktionslizenzen oder Medikamentenlieferungen.
Genau diesen Teil umgehen die USA jetzt mit ihren bilateralen Abkommen. Sie fordern Zugriff auf Pathogene, ohne verbindlich zu regeln, was das Land im Gegenzug bekommt. Damit verwandeln sie das Prinzip des Teilens in einseitige Datenextraktion, ohne Gegenleistung.
Denn letztlich ist dieser «Handel» mit Pathogenen nichts anderes als ein Vorwand, um biologische Informationen zu monopolisieren. Offiziell geht es um schnelle Impfstoffentwicklung, in Wahrheit aber ist die Verwertung dieser Daten längst ein ökonomisches Machtinstrument.
Oder, zynischer gesagt: Die einen teilen Proben, die anderen kassieren Patente.
Die neue Gesundheitsordnung made in Washington
Die USA steigen offiziell aus dem WHO-Pandemieabkommen aus, weil sie keine internationalen Auflagen akzeptieren wollen, die sie rechtlich oder finanziell binden. Aber inoffiziell bauen sie mit der America First Global Health Strategy ein paralleles System, das dieselben Daten und Proben liefert, nur exklusiv für die USA und ihre Pharmakonzerne.
Kurz gesagt:
- Kein multilaterales Teilen, sondern bilaterales Einsammeln.
- Kein globaler Benefit-Sharing-Mechanismus, sondern amerikanisches Access-Only-Modell.
- Kein WHO-Rahmen, sondern direkte Deals zwischen Washington und Ländern, die dringend Geld brauchen.
So behalten die USA die Kontrolle über Patente, Produktion und Gewinne, ohne sich auf WHO-Quoten oder Verteilungspflichten einlassen zu müssen.
Die USA machen nicht mit beim WHO-Pandemieabkommen, sie machen das Geschäft einfach allein.
Bürokratie trifft Biopolitik
Das ist Bürokratie- und Biopolitik-Satire in Reinform, nur leider echt.
Man nennt es «globale Gesundheitssicherheit», aber in Wahrheit ist es ein geopolitischer Datensog:
- Die WHO will alles zentralisieren, im Namen des «globalen Frühwarnsystems».
- Die USA sagen: Nix da, wir machen’s selbst, aber exklusiv.
- Und die Entwicklungsländer liefern brav ihre Proben ab, weil sie sonst kein Geld bekommen.
Das Ergebnis: doppelte Abhängigkeit. Die WHO beansprucht die moralische Deutungshoheit, die USA sichern sich die kommerzielle Verwertung und die Länder, in denen die Erreger tatsächlich entdeckt werden, verlieren nicht nur ihre Daten, sondern auch ihre biologische Souveränität.
Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Der neue Kolonialismus hat keine Uniformen mehr, nur noch Sequenzdatenbanken.
Die doppelte Meldepflicht: WHO oder Washington?
Wenn ein Land sowohl WHO-Mitglied ist als auch ein bilaterales MoU mit den USA unterschrieben hat, steckt es in einer absurden Doppelpflicht:
- Nach WHO-Regeln (IGV + PABS-System) muss es den Erreger und die Daten an das WHO-Netzwerk melden.
- Nach US-MoU muss es dieselben Daten innerhalb von fünf Tagen an Washington weiterleiten, inklusive genetischer Sequenz und Probe.
In der Praxis konkurrieren also zwei Systeme um denselben biologischen Rohstoff. Und da die WHO keine echten Durchsetzungsmechanismen hat, während die USA mit Geld, Ausrüstung und Labordeals winken, dürfte klar sein, wohin die Daten zuerst fliessen.
Das Land darf also melden, aber doppelt. Und riskiert dabei, entweder gegen WHO-Regeln oder gegen US-Vertragsbedingungen zu verstossen.
Oder: Wer heute eine Fledermaus sequenziert, weiss gar nicht mehr, wem sie eigentlich gehört: der WHO, den USA oder schon Pfizer.
Die Macht der Abhängigkeit
Natürlich wissen die Regierungen im globalen Süden, worauf sie sich einlassen. Aber wer seit Jahren auf WHO-Gelder, US-Stipendien und westliche Forschungshilfen angewiesen ist, kann sich den Luxus der Ablehnung kaum leisten. Das Memorandum of Understanding mit Washington ist kein Partnerschaftsangebot, sondern ein Überlebensvertrag.
Die USA liefern Sequenziergeräte, Kühlketten und Cloud-Zugänge und sichern sich im Gegenzug den Zugriff auf die Daten. Ein Tausch, bei dem die einen glauben, sie bekämen Unterstützung, während die anderen sich leise das biologische Tafelsilber sichern.
Kurz gesagt: Nicht Dummheit, sondern Abhängigkeit hält dieses System am Laufen. Und genau darauf baut Washingtons neue Gesundheitsordnung. Wer zahlen kann, bestimmt, was krank macht.
Und die Moral von der Geschichte?
Das klingt nach Geopolitik, ist aber in Wahrheit ein gigantisches Gesundheitsgeschäft. Denn wer die Daten hat, kontrolliert die Impfstoffentwicklung und damit die Gewinne der Zukunft.
Während die WHO in Genf noch über «gerechten Zugang» verhandelt, wollen die USA Fakten schaffen: ein privatwirtschaftlich durchgesetztes Pandemie-Ökosystem unter amerikanischer Regie. Und während die Schweiz sich brav in die WHO-Architektur einfügt, sollten wir uns fragen, ob wir dieses System überhaupt brauchen. Denn der internationale Handel mit Erregern, ob über die WHO oder über Washington, schafft keine Sicherheit, sondern Anreize für Pseudo-Pandemien.
Je mehr Pathogene gesammelt, katalogisiert und geteilt werden, desto grösser wird die Versuchung, aus jedem Fund eine Bedrohung zu machen. Das nützt nicht der Gesundheit, sondern dem Geschäft und bringt die Welt in einen Dauerzustand biologischer Alarmbereitschaft.
Früher hat man eine Grippe bekommen, Tee getrunken und gut war’s. Heute wird sie als potenzielle Pandemie gehandelt. Warum? Weil sich damit Geld verdienen lässt. Schweinegrippe und Vogelgrippe waren nur die Testläufe. Inzwischen läuft die Maschinerie perfekt: Jeder neue Erreger bedeutet neue Daten, neue Patente, neue Fördergelder.
Und wenn’s gar nichts zu finden gibt, findet man halt was. Ein paar Bettwanzen im Hotelbett, ein Pilz in der Dusche, schon ist das nächste «Gesundheitsrisiko» geboren. Das Problem ist nicht, dass wir kränker werden, sondern dass Krankheit zur Ware geworden ist.
Denn mit Gesundheit sind keine Milliarden zu verdienen, nur mit der Angst vor Krankheit.
Die Schweiz braucht diesen Erregerhandel nicht
Aber machen wir uns nichts vor: Natürlich will auch die Schweiz an diesem Geschäft mitverdienen. Hier regiert Big Pharma längst mit: in den Büros, in den Beiräten und in den Hinterzimmern der Bundesverwaltung.
Wenn jetzt also WHO-Abkommen unterschrieben oder amerikanische «Partnerschaften» geprüft werden, geht es nicht um Gesundheit, sondern um Marktanteile, um den künftigen Rohstoff der globalen Bioökonomie: Pathogene.
Die Verhandler in Bern sollten sich eines merken: Beim nächsten «Gesundheitsnotstand» wird niemand mehr glauben, es gehe um Schutz. Die Schweizer werden das Geschäftsmodell am ersten Tag durchschaut haben und sich nicht noch einmal an der Nase herumführen lassen, nur damit in Visp oder anderswo neue Pharmastandorte blühen, während der Rest des Landes den Preis dafür zahlt.
Viele profitieren. Direkt oder indirekt: über Aufträge, Fonds oder Pensionskassen. Aber der Punkt ist erreicht. Dieses Mal wird das Spiel nicht weiterlaufen. Und wer glaubt, das Publikum stehe wieder brav auf der Tribüne, täuscht sich.
Wir wissen, wer die Regie führt und wer kassiert.
Erregerhandel – das ist so paradox wie Frieden durch Bomben oder Gesundheit durch Angst.










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