Die Schweiz im sicherheitspolitischen Wachkoma
und warum Österreich jetzt unsere Diagnose stellt
Vorbemerkung für alle, die noch wach sind
Dieser Text ist keine Analyse. Keine akademische Fingerübung. Kein sicherheitspolitisches Yoga zum Entspannen.
Das hier ist ein Defibrillator. Ein Versuch, ein Land aus dem geopolitischen Wachkoma zu holen, bevor andere Staaten auf die Idee kommen, die lebenserhaltenden Maschinen abzuschalten.
Die Schweiz schläft. Die Welt nicht.
Und jetzt kommt ausgerechnet Österreich – ja, Österreich! – und hält uns die medizinische Diagnose ins Gesicht:
Neutralität schützt nicht mehr. Neutralität existiert nur noch als Innenpolitmärchen. Und wer glaubt, dass die Schweiz ausserhalb des globalen Machtspiels steht, hat den Ernst der Lage nicht verstanden.
Österreich stellt die Diagnose, die die Schweiz verweigert
Am 9. Dezember 2025 veröffentlicht die österreichische Landesverteidigungsakademie ihr sicherheitspolitisches Lagebild 3/25. Während Schweizer Behörden noch darüber streiten, ob man den Begriff «Neutralität» gendern muss, schreibt Wien schwarz auf weiss, was hierzulande keiner auszusprechen wagt:
Neutralität bietet keinen Schutz mehr. Nicht politisch, nicht wirtschaftlich, nicht militärisch.
Und das ist kein Stammtisch. Es ist keine Kolumne. Es ist ein offizielles Dokument eines Verteidigungsministeriums.
Während Österreich seine Bevölkerung ernst nimmt, behandelt die Schweiz die eigene wie eine verängstigte Katze, die man mit Wattebäuschen bewirft, damit sie bloss nicht aufwacht.
Doch die Realität klopft nicht. Sie tritt Türen ein.
Die Welt fragt nicht, ob die Schweiz neutral sein will
Liebe Schweizer, wir müssen reden.
Eure Neutralität existiert nur noch auf dem Papier. Und ob sie formell noch gilt oder nicht, ist geopolitisch inzwischen fast egal.
Die Welt da draussen interessiert sich nur für drei Dinge:
- Bist du nützlich?
- Bist du störend?
- Bist du strategisch relevant?
Neutralität war früher ein Schutzschild. Heute ist sie ein Verwaltungsstempel, den Grossmächte ignorieren, sobald er im Weg steht.
Die geopolitische Realität besteht aus:
- Rohstoffen
- Lieferketten
- Datenströmen
- Sanktionen
- Cyberinfrastruktur
- Finanzmärkten
- Energie
In dieser Welt gibt es nur Knotenpunkte, aber keine neutralen Knotenpunkte mehr.
Die Schweiz lebt noch von der Erinnerung an Neutralität. Während sie geopolitisch längst wie ein westlicher Vermögensspeicher eingruppiert wird.
Ein Ziel, kein Schutzgebiet.
Bedrohungsprofil 2026 ff.: Auch neutrale Staaten stehen auf der Liste
Österreich benennt, was Bern verschweigt:
- Russland hat neutrale Staaten längst in seine Zielplanung aufgenommen.
- China betrachtet neutrale Staaten als Teil westlicher Interdependenznetze.
- Die USA sehen kleine Staaten nur noch als funktionale Infrastruktur.
Wer glaubt, der Alpenkamm schütze uns vor Langstreckenraketen oder Cyberangriffen, liegt leider voll daneben.
Der geopolitische Elefant im Bundeshaus:
Die Schweiz wird blockpolitisch zugeordnet
Egal, was der Bundesrat erzählt. Egal, welches Wording der EDA-Kommunikationsstab erfindet. De facto gilt international:
Die Schweiz ist Teil der westlichen Architektur. Punkt.
Warum?
- Der Finanzplatz ist integriert.
- Der Rohstoffhandel ist westlich dominiert.
- Unsere Cyberinfrastruktur ist NATO-kompatibel.
- Unsere Geheimdienstkooperationen laufen in dieselbe Richtung.
Die Schweiz ist längst ein strategischer Proxy, der nur noch glaubt, unbeteiligt zu sein.
Schweizer Politik hingegen tut so:
«Wenn wir das Wort Neutralität nur oft genug wiederholen, wird es schon wieder wahr.»
Nein. Wird es nicht.
Und jetzt kommt der demokratische Killer:
Der Graubereich der «Alternativlosigkeit»
Wenn Neutralität faktisch weg ist, aber politisch weiterhin beschworen wird, passiert Folgendes:
Die Exekutive beginnt, sicherheitspolitische Entscheidungen als «alternativlos» zu verkaufen und umgeht damit das Volk.
Denn solange man behaupten kann, «die Neutralität sei nicht betroffen», kann man jeden sicherheitspolitischen Schritt, von Sanktionen bis Notstandsarchitekturen, als «technische Anpassung» deklarieren.
Neutralität wird dabei nicht verteidigt. Sie wird instrumentalisiert, um den Souverän zu umgehen.
Das ist keine Nebensache. Das ist der Anfang vom Ende.
Die IGV, die WHO und der sicherheitspolitische Notausgang
Während Österreich seine sicherheitspolitische Lage analysiert, arbeitet die Schweiz daran, Souveränität in neue internationale Mechanismen auszulagern, als wäre es ein Verwaltungsakt.
Die Revision der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) und die geplanten WHO-Notstandsinstrumente sind keine Gesundheitspolitik.
Es sind sicherheitspolitische Machtstrukturen. Sie betreffen:
- Grenzkontrolle
- Mobilitätsrechte
- Informationsregime
- Lieferketten
- digitale Identitäten
- nationale Entscheidungsbefugnisse
Eine neutralitätsbasierte Schweiz, die gleichzeitig internationale Notstandsmechanismen akzeptiert, ist wie ein Veganer, der jeden Tag im Steakhouse isst, aber behauptet, nur am Salat vorbeigelaufen zu sein.
Die EU-Sicherheitsarchitektur: Die Schweiz ist längst drin, nur inoffiziell
Auch hier ist Österreich ehrlicher als wir. Die Schweiz beteiligt sich an:
- EU-Sanktionslogiken
- Krisenkooperationen
- Nachrichtendienstabgleichen
- Standardharmonisierung
- Cyberabwehrstrukturen
Wir sind de facto in der europäischen Sicherheitsarchitektur.
Wir tun nur so, als seien wir es nicht.
Und genau dieses «Wir-sind-ja-nicht-wirklich-dabei» schafft den demokratischen Kurzschluss:
- keine Mitsprache,
- aber Mitverantwortung,
- keine formelle Integration,
- aber operative Einbindung.
Das ist kein Modell. Das ist ein Unfall in Zeitlupe.
Realpolitik 2026: Was eine Schweiz tun müsste, die wach wäre
Wenn die Schweiz wirklich überleben will, braucht sie keine Neuinterpretation der Neutralität. Sie braucht eine sicherheitspolitische Strategie, die diesen Namen verdient.
Drei Pfeiler:
1. Klare rote Linien, die nicht verhandelbar sind
- Keine Beistandsklauseln, egal wie verkleidet.
- Keine globale Notstandspolitik ohne Volksentscheid.
- Keine internationale Kompetenzverschiebung per Verwaltungsakt.
2. Souveränität = Resilienz
Ein Land ohne Versorgungssicherheit, ohne digitale Eigenständigkeit, ohne diversifizierte Energiequellen ist nicht neutral, es ist abhängig.
3. Neutralität als Verhalten, nicht als Religion
Jeder Entscheid beantwortet sich mit der einzig relevanten Frage:
«Erhöht dieser Schritt die Sicherheit der Schweiz oder mindert er sie?»
Wer diese Frage nicht stellt, betreibt keine Politik. Er betreibt Selbsthypnose.
Der Finanzplatz, die tickende geopolitische Zeitbombe
Der Schweizer Finanzplatz schützt die Schweiz nicht. Er macht sie verwundbar.
Warum?
- Weil Geldströme heute Waffen sind.
- Weil Vermögenszentren politische Ziele sind.
- Weil Sanktionen selektiv durchgesetzt werden.
- Weil Staaten wirtschaftliche Abhängigkeit als geopolitisches Druckmittel nutzen.
Wer glaubt, man könne sich mit Banken gegen Grossmächte abschirmen, glaubt vermutlich auch, man könne Hackerangriffe mit einem freundlichen Lächeln abwehren.
Schlusswort
Die Schweiz hat keine Pflicht, neutral zu bleiben. Aber sie hat die Pflicht, realistisch zu werden.
Österreich hat die Diagnose gestellt:
Die Welt dreht sich nicht mehr um Neutralität. Die Welt dreht sich um Macht, Infrastruktur und Verwundbarkeit.
Die Schweiz kann weiter schlafen. Weiter hoffen. Weiter rezitieren, die Neutralität «sei unantastbar».
Oder sie kann aufhören, an ein sicherheitspolitisches Märchen zu glauben, das ausserhalb unserer Grenzen niemand mehr ernst nimmt.
Die Wahl ist einfach:
Aufwachen oder überrollt werden.
Mehr Optionen gibt es nicht mehr.










0 Comments