Vorschlag: E‑ID Schweiz als 24‑Monats‑UAT
E-ID im User-Acceptance-Test
Zwei Jahre Probeabo für die digitale Identität, danach Realitätscheck oder Stecker ziehen
Weil die Schweiz Grossprojekte, vor allem bei der Armee, seit jeher mit atemberaubender Präzision, Kostenkontrolle und Pünktlichkeit meistert (Ironie off!), liegt es doch nahe, bei der E-ID denselben Massstab anzulegen. Die elektronische Identität ist kein Gratis-Gadget, sondern ein millionenschweres IT-Grossprojekt mit all den typischen Risiken: verspätet, verteuert, verklärt.
Darum schlagen wir vor, die E-ID so zu behandeln, wie man jedes professionelle IT-Projekt behandeln würde: mit einem klar definierten User Acceptance Test (UAT = ein Test mit echten Nutzern, bevor man ein Projekt endgültig ausrollt – kommt dieser im HERMES Referenzhandbuch nicht vor?).
Ein Projekt ohne echten Testlauf endet erfahrungsgemäss im Chaos. Also: testen wir endlich konsequent. Und da die E-ID ja angeblich „freiwillig“ ist, bietet sich der perfekte Ansatz: wir machen aus der Schweiz ein Labor für 24 Monate und vergleichen die Zufriedenheit.
Pitch: Wenn die Schweiz ihre E‑ID wie ein IT‑Projekt verkauft, dann testen wir sie auch wie eines.
Freiwillig? Hervorragend! Dann gibt es ab Go‑Live (Startdatum) einen User Acceptance Test (UAT) über 24 Monate.
Danach messen wir, wer glücklicher ist: die JA‑Pilot-User (Kohorte A) oder die NEIN‑Kontrollgruppe (Kohorte B). Wenn A glücklicher ist → Proof of Concept (PoC). Hurra, wir haben eine E-ID! Wenn B glücklicher ist → Projekt beenden. Ade, E-ID!
1) Projektziel
Wir nehmen die Heilsversprechen der „Digital Identity“ beim Wort, so wie sie im bunten WEF-Prospekt (World Economic Forum) angepriesen werden (Healthcare, Financial Services, E-Government, Smart Cities, Travel & Mobility, Food & Sustainability, E-Commerce, Social Platforms, Humanitarian Response, Telecommunications).
Kurz: Digitale Identität macht alles besser, sagt das WEF. Wie die perfekte Diät: man muss nur glauben, nicht fragen.
Und wir dürfen fest davon ausgehen, dass sich die JA-Sager diese Grafik brav zu Gemüte geführt haben. Mit den vielen bunten Kreisen, Pfeilen und Glücksversprechen, die so überzeugend wirken wie die Werbung für ein Fitnessgerät, das man nach drei Wochen wieder in den Keller stellt. Wer „Ja“ gesagt hat, hat also nicht nur abgestimmt, sondern unterschrieben, dass er all diese WEF-Fantasien ernst nimmt und sich freiwillig als Pilot-User anmeldet.
Schliesslich sitzt das WEF ja in Genf, und die Schweiz ist bekanntermassen stolz wie Bolle darauf, was aus diesem angeblich menschenfreundlichen Think Tank alles hervorspriesst. Aus Davos kommt die Weisheit, aus Genf die Vision und die braven JA-Sager klatschen Beifall, weil man so gerne glaubt, Teil der grossen Weltfamilie zu sein.
Hypothese: Wenn das stimmt, müssen die JA-Pilot-User nach 24 Monaten signifikant glücklicher sein als die NEIN-Kontrollgruppe. Wenn nicht, Kill-Switch (also Stecker ziehen). Punkt. Kein Schönreden, kein „wir brauchen noch eine Iteration“.
Denn wenn nach zwei Jahren Testphase nicht messbar mehr Glück entsteht, dann ist das Produkt (die E-ID) schlicht durchgefallen.
Wichtig: Die E-ID sei „freiwillig“. Perfekt! Freiwilligkeit ist im Projektmanagement das Stichwort für Pilotbetrieb. UAT-Zeitraum: 24 Monate ab offiziellem Go-Live der E-ID. Keine Ausreden, keine verschobenen Torpfosten, keine rhetorischen Tricks. Wer Ja gesagt hat, hat damit auch Ja gesagt zum Feldversuch am eigenen Alltag.
2) Governance & Rollen
- Product Owner (Vision): Das WEF‑Prospekt: bunte Kreise, viel Glücks‑Vokabular, null echte Details.
- Sponsor: Bundesverwaltung (mit Budget, Gesetz und Dauerlächeln „Sie können uns vertrauen“).
- Lieferanten: IT‑Integratoren, Fintechs, BigTech‑Lobby. Kurz: dieselben, die auch beim letzten SAP‑Desaster die Rechnungen schrieben.
- Prüfinstanz: Verein WIR – zivile Qualitätssicherung, no mercy.
- Fachgremien: Werbebotschafter in Anzug und Krawatte, die dir erklären, dass „Daten das neue Öl“ sind.
3) Kohorten & Testaufbau
- Kohorte A – „JA‑Pilot-User“: Alle, die die E‑ID aktiv nutzen. Sie dürfen laut WEF‑Prospekt: Arzttermin buchen, Konto eröffnen, reisen, wählen, zahlen, posten. In Wahrheit: Sie sind die Beta‑Version einer digitalen Steuerungsmaschine. Jeder Klick, jedes Login, jede Transaktion wird zu Score‑Futter.
- Kohorte B – „NEIN‑Kontrollgruppe“: Alle, die keine E‑ID verwenden. Sie leben einfach weiter. Mit Bargeld, mit Pass, mit Fleisch auf dem Grill und vor allem: mit Entscheidungsfreiheit.
Prinzip: Kein Shaming, kein Nudging, echte Freiwilligkeit. Wenn ein Anbieter doch einen Zwang zur E-ID versucht, wandert das in die „Function Creep“‑Strafliste und drückt den Happiness‑Score der Kohorte A.
4) Die Happiness‑Kriterien (KPIs = Key Performance Indicators) gemäss WEF
Healthcare
- Versprechen WEF: Jeder darf medizinische Daten „unter eigener Kontrolle“ halten.
- Realität JA‑User: Arztbesuch nur nach QR‑Login, Score sinkt, wenn du Vorsorgeuntersuchungen schwänzt, rauchst oder trinkst. „Glücklich?“
- Realität NEIN‑User: Arzttermin telefonisch vereinbaren. Arzt fragt: „Wie fühlen Sie sich?“ und nicht: „Wie hoch ist Ihr Score heute?“
Financial Services
- Versprechen WEF: Konto eröffnen in 3 Klicks.
- Realität JA‑User: Konto sofort blockiert, weil Algorithmus „verdächtige Transaktion“ sah (über 500 CHF Bargeld abgehoben). Score sinkt. „Glücklich?“
- Realität NEIN‑User: Berater in der Bank kennt dich persönlich. Manchmal dauert’s länger, aber deine Flugrechnung sperrt niemand.
E‑Government
- Versprechen WEF: Steuern online, Abstimmungen digital.
- Realität JA‑User: App abgestürzt beim Abstimmen. Recovery dauert Wochen. Score sinkt, wenn du zu spät einreichst.
- Realität NEIN‑User: Brief in Gemeindebriefkasten einwerfen. Fertig. Glück bleibt unberührt.
Travel & Mobility
- Versprechen WEF: Grenzen ohne Warten.
- Realität JA‑User: App verlangt Update am Flughafen. Keine Einreise. Score sinkt, weil du schon 2x in diesem Jahr geflogen bist und vorher noch bei McDonald’s vorbeigeschaut hast.
- Realität NEIN‑User: Reisepass vorzeigen. Fertig. Ferien beginnen. Noch schnell einen Double Chocolate Muffin vor dem Abflug.
Food & Sustainability
- Versprechen WEF: Jeder Apfel rückverfolgbar.
- Realität JA‑User: Grillabend scheitert, weil Fleisch ohne QR nicht buchbar. Score sinkt beim dritten Steak.
- Realität NEIN‑User: Zürcher Geschnetzeltes in beliebiger Menge. Kein QR‑Beichtstuhl. Glück = satt.
Smart Cities
- Versprechen WEF: Luftqualität, Stau, Nachhaltigkeit.
- Realität JA‑User: Parkticket automatisch abgebucht, weil Sensoren wissen, wo du stehst. Score sinkt, wenn du Verbrenner fährst und Du in die Innenstadt von Zürich, Bern, Luzern oder Basel fährst.
- Realität NEIN‑User: Ticketautomat. Nervig? Ja. Aber kein Score‑Verlust.
Social Platforms
- Versprechen WEF: Single Sign‑On. Kein Passwort‑Chaos.
- Realität JA‑User: Ein zentraler Ausfall, und du bist aus allen Accounts draussen. Score sinkt, wenn du „falsche Inhalte“ auf Social Media teilst. Zugang sowieso nur noch mit E-ID.
- Realität NEIN‑User: Drei Passwörter im Kopf. Nervig, aber du darfst noch selber entscheiden, wem du folgst und auf welcher Plattform.
E‑Commerce
- Versprechen WEF: Sicheres Shopping.
- Realität JA‑User: Produkt abgelehnt: „CO₂‑Budget für diesen Monat aufgebraucht.“ Score sinkt.
- Realität NEIN‑User: Kauf mit Karte oder Bargeld. Niemand fragt, wie viele Steaks du heute schon hattest.
Telecommunications
- Versprechen WEF: Sicher, modern, immer erreichbar. Keine gefälschten Identitäten mehr am Telefon.
- Realität JA-User: Jeder Anruf läuft durchs E-ID-Gateway. Zu viele kritische Aussagen? Flag beim NDB. Score sinkt. Gespräch über Politik? Ab in die Akte.
- Realität NEIN-User: Prepaid-SIM, keine E-ID-Verknüpfung. Gespräch bleibt privat. Höchstens dein Provider weiss, wie lange du mit deiner Tante telefoniert hast.
Humanitarian Response
- Versprechen WEF: In jeder Krise schnell Hilfe, transparent verteilt, keine Korruption mehr.
- Realität JA-User: Hilfsgüter nur gegen E-ID. Kein Eintrag = keine Suppe, kein Zelt, kein Zugang zum Schutzraum. Score sinkt, wenn du im falschen Chat bist.
- Realität NEIN-User: Hilfsgüter gibt’s vom Samariterverein oder der Nachbarin. Menschliche Solidarität funktioniert ohne QR-Code.
5) Entscheidungslogik nach 24 Monaten
- Gate A – Weiter so (Proof of Concept): Wenn die JA-User nach zwei Jahren wirklich glücklicher sind, also weniger Probleme, keine zusätzlichen Zwänge, keine Score-Dressur und keine versteckten Abhängigkeiten erlebten, dann darf das Projekt weiterlaufen.
- Gate B – Projekt-Abbruch (Kill-Switch): Wenn die NEIN-User zufriedener sind, oder wenn die JA-User tiefer im Überwachungs- und Score-Sumpf stecken als vorher, dann ist Schluss. Projekt beenden. Das bunte WEF-Prospekt landet im Altpapier, zusammen mit allen Versprechungen, die sich nicht bewahrheitet haben.
6) FAQ (häufig gestellte Fragen) für „Projektmanagement‑Analphabeten“
- „Warum 24 Monate?“ – Damit jeder Zyklus vorkommt: Steuererklärung, Ferien, Arzt, Auto, Alltag.
- „Warum zwei Gruppen?“ – Ohne Kontrollgruppe redet das WEF alles schön. Mit Vergleich: harte Fakten.
- „Warum Kill-Switch? (Stecker ziehen)“ – Weil IT-Grossprojekte sonst enden wie Insieme bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung: jahrelang verzögert, Millionen verschluckt, am Ende eingestampft.
- „Ist das nicht gemein für JA‑User?“ – Nein. Sie haben freiwillig Ja gesagt. Wer freiwillig Tester wird, muss eben auch die Fehler, Abstürze und Pannen aushalten. Das gehört dazu. Niemand zwingt sie, sie wollten unbedingt die „Zukunft“. Dann sollen sie auch erleben, wie sich Zukunft im Beta-Test anfühlt.
Schlusswort
Die JA-Sager haben geglaubt, sie hätten mit ihrem Kreuzlein für die Zukunft gestimmt. In Wahrheit haben sie sich nur für einen Beta-Test im WEF-Labor angemeldet. Ihr „Glück“ hängt ab jetzt nicht mehr von ihrem Bauchgefühl, ihrem Alltag oder ihrem gesunden Menschenverstand ab, sondern von Score-Punkten, Algorithmen und App-Updates. Ein Update schief? Konto gesperrt. Falsches Posting gelikt? Score im Keller. Grill zu oft angeschmissen? CO₂-Punkte weg. Hereinspaziert ins Paradies der „Freiwilligkeit“.
Die NEIN-Sager dagegen bleiben ganz altmodisch Herr über ihre Entscheidungen. Sie grillen Steaks und Würste, ohne sich vorher einen QR-Code freischalten zu lassen. Sie trinken Wein und Bier, ohne dass eine App den Konsum trackt. Sie fahren ihren Verbrenner, zahlen bar, gehen zum Arzt ohne digitale Beichte. Kurz: Sie leben noch, während die anderen getestet werden.
Und nach 24 Monaten? Wir brauchen keine Glaskugel, um zu wissen, wie das endet. Die JA-Pilot-User werden müde vom Dauer-Scannen, entnervt von Fehlermeldungen und Abstürzen und genervt von Score-Dressur. Sie werden merken, dass das Glück nicht aus einem WEF-Diagramm tropft, sondern aus echter Freiheit.
Die NEIN-Sager werden es am Ende süffisant sagen: Wir haben’s euch ja gesagt.
Fazit: Glück ist nicht digitalisierbar. Wer das immer noch nicht kapiert, wird es wohl erst am eigenen Score-Profil schmerzhaft erfahren müssen.
Natürlich, in einem echten Pilotprojekt gäbe es am Ende ein Rückgaberecht. Projekt abbrechen, Stecker ziehen, Daten löschen, Freiheit zurück. Aber genau das ist der Witz: Hier gibt’s kein Zurück. Wer einmal Ja gesagt hat, steckt im System. Mit oder ohne Glücksgefühl.
Deshalb: Die einzige Chance, das Projekt zu stoppen, ist vor dem Go-Live.
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