Millionen für Fernhilfe –
Brosamen für Blatten
Wenn Hilfe ins Ausland treibt – und Blatten zurückbleibt
Der Fall Blatten: Naturgewalt, Versicherungsfrage und ein Skandal der Verteilgerechtigkeit
Der Berg stürzt. Die Felsmassen donnern auf Blatten im Wallis nieder. Evakuierte Menschen, zerstörte Existenzen, meterhohe Geröllfelder. Die Natur ist brutal, ja. Aber die Ökonomie ist es manchmal noch mehr. Denn während Versicherungen milliardenhohe Summen verwalten, der Staat Milliarden an die Ukraine überweist oder 38,4 Millionen Franken wegen Biomasse nach Tschechien fliegen lässt, gibt es für die Menschen in Blatten gerade einmal 5 Millionen Franken Soforthilfe vom Bund. Das ist kein schlechter Witz, das ist Realpolitik. Schweizer Realpolitik.
Rekordschaden – aber nur 5 Millionen vom Bund?
Der geschätzte versicherte Schaden durch den Bergsturz liegt bei mindestens 320 Millionen Franken. Gebäude, Hausrat, Fahrzeuge, Betriebsunterbrüche. Manche Schätzungen gehen sogar bis zu 1 Milliarde Franken, wenn man Infrastruktur, Umweltschäden, touristische Einbussen und langfristige Folgekosten einrechnet.
Und was gibt der Bund dazu? 5 Millionen Franken Soforthilfe. Pro Kopf der betroffenen 300 Menschen etwa 15’000 Franken. Das reicht für einen gebrauchten Kleinwagen, aber nicht für ein neues Zuhause, geschweige denn für einen Neuanfang.
Das ist nicht nur peinlich. Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die jahrzehntelang Prämien zahlen, Steuern leisten und auf die Solidarität des Staates vertrauen.
“Glückskette“ und Kanton müssen retten, was der Bund symbolisch belässt
Zusätzlich zum Bundesbeitrag stellte der Kanton Wallis 10 Millionen CHF bereit. Die nationale Spendenaktion der Glückskette sammelte über 17 Millionen CHF, Tendenz steigend. Weitere Mittel kamen von der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden (1 Mio.), von Caritas & SRK (400’000 CHF), einer lokalen Stiftung (1,5 Mio. CHF) und aus dem Aargau (200‘000 CHF).
Gesamthaft also rund 30 bis 35 Millionen Franken Soforthilfe. Das ist nicht nichts. Aber es ist ein Witz im Vergleich zur Schadenssumme, geschätzt bis zu einer Milliarde Franken. Und es ist vor allem nicht nachhaltig.
Denn was viele vergessen: Die Gebäude der privaten Haushalte sind meist gut versichert, die öffentliche Infrastruktur hingegen nicht. Auch der Kanton Wallis hat laut eigener Medienstelle seine betroffenen Liegenschaften „so weit möglich“ versichert, doch für Strassen, Brücken und öffentliche Infrastrukturen besteht kein Versicherungsschutz. Diese Kosten trägt am Ende der Steuerzahler – oder niemand.
Spenden können keine strukturelle Antwort ersetzen. Sie beruhigen das Gewissen, nicht die Geologie.
Prioritäten-Schieflage
Biodiversität in Tschechien schlägt Katastrophenhilfe in Blatten
Noch absurder wird die Lage, wenn man sich anschaut, was sonst so finanziert wird. Das Seco spendiert 38,4 Millionen Franken für ein Biodiversitätsprojekt in Tschechien mit dem Ziel, Wasser- und Landvernetzung für Tier- und Pflanzenarten zu verbessern.
Gleichzeitig genehmigte der Bundesrat 666 Millionen Franken für die Wiederbeteiligung an den EU-Forschungsprogrammen Horizon, Euratom und Digital Europe – als Teil des EU-Gesamtpakets.
Die Zahlen sprechen für sich. Wer Tiere in Böhmen schützt oder an Brüsseler Forschungsanträgen teilnimmt, kassiert – wer unter Felsen lebt, kriegt symbolisch Almosen.
Die eidgenössische Investitionslogik scheint inzwischen mehr auf PR-Wirkung und internationale Imagepflege ausgelegt als auf echte Krisenbewältigung im Inland. Blatten ist ein Prüfstein, an dem sich zeigt, wie wenig Gewicht die reale Not der eigenen Bevölkerung noch hat, wenn sie nicht ins grüne Erzählmuster passt.
Klimanarrativ statt Ursachenforschung
Kaum war der Staub über Blatten verzogen, stand für viele fest: Der Klimawandel ist schuld.
Walliser SP-Regierungspräsident Mathias Reynard erklärte, dass Extremereignisse zunehmen würden – und kündigte Investitionen in den „Kampf gegen den Klimawandel“ an.
Dabei ist die Ursache bis heute wissenschaftlich keineswegs geklärt. Es gibt Experten wie den Berner Geologen Ueli Gruner, die klar sagen: Kein direkter Zusammenhang belegbar.
Trotzdem titelte die Schweizerische Depeschenagentur: „Klimawandel verursacht den Bergsturz von Blatten.“
Was bleibt, ist ein verfestigtes Narrativ, wissenschaftlich wacklig, politisch hoch willkommmen. Wer vom Klimafonds profitieren will, braucht kein Erdbeben, nur ein passendes Storytelling.
Cui bono? Wem nützt der Fels?
Ein Ereignis dieser Grössenordnung bringt nicht nur Zerstörung, sondern auch Chancen – für jene, die vorbereitet sind:
- Bau- und Sicherungsfirmen wittern Millionenaufträge: neue Steinschlagschutzanlagen, Umfahrungsstrassen, Hangverbauungen. Wer im richtigen Netzwerk sitzt, braucht keine Ausschreibung, nur den richtigen Krisenanruf.
- Ingenieur- und Beratungsbüros für Naturgefahren und Raumplanung können neue Gutachten, Messstationen und Langzeitstudien platzieren mit attraktiven Jahresbudgets.
- Monitoringfirmen liefern Radarsysteme, Kameras, Drohnentechnik und Frühwarnsoftware. Diese werden oft langfristig gemietet oder betreut inklusive Wartungsvertrag.
- Klimaforschungsinstitute und Universitäten reichen nun Drittmittelanträge ein, um die „Kausalität von Extremereignissen“ zu untersuchen. Der Bergsturz wird zur Datengoldgrube.
- Politikerinnen und Politiker mit klimapolitischer Agenda schlagen Kapital aus der medienwirksamen Katastrophe: Für sie ist Blatten ein willkommenes PR-Tor für Förderprogramme, neue Gesetze und Steuererhöhungen im Namen der „Resilienz“.
- Versicherungen nutzen das Ereignis, um Prämienhöhen, Ausschlüsse und Klauseln neu zu bewerten, auch für Gegenden ohne akutes Risiko. Das Risiko wird global, die Absicherung individuell.
Und all das funktioniert nur, wenn das Narrativ kontrolliert bleibt: Keine unangenehmen Fragen, keine alternativen Erklärungen, keine tiefergehende Ursachenforschung, sondern ein glasklares Deutungsmuster, das sich mit politischen Zielen deckt.
Blatten wird so zur Plattform für Investitionsverschiebungen, Förderlogik, Kompetenzgerangel und Karrieresprünge.
Der Fels fällt und gewisse Netzwerke wachsen
Während Geröll ganze Dörfer zudeckt, gedeihen auf Bundesebene neue Budgets, neue Allianzen, neue Zugriffsmöglichkeiten. Für die Menschen in Blatten gibt’s warme Worte und symbolische Millionen. Für die globalen Agenden Milliarden. Ohne Widerstand, ohne Rechenschaft, ohne Mass.
Das Tal ist verschüttet. Aber oben regiert die Stabilität der Seilschaften.
Die Schweiz – ein Land, das zuerst nach draussen schaut
Blatten zeigt: Der Bund streichelt den Globus und duckt sich beim eigenen Volk. Was sich hier offenbart, ist keine Solidarität, sondern ein Staatsverständnis, das lieber Weltretter spielt, als Landesversorger zu sein.
Kurz: Der Bundesrat investiert in Symbolik, nicht in Sicherheit. In Sichtbarkeit, nicht in Verantwortung. Denn echte Hilfe im eigenen Land bringt keine internationalen Schlagzeilen, keine Panels in Genf und keine Einladungen nach Brüssel.
Für Blatten gibt’s keine WHO-Funktion, kein UNO-Dossier und kein VIP-Badge am WEF. Darum sind Bundesräte und ihre Staatssekretäre wohl so knauserig: Weil sich Verantwortung fürs eigene Volk nicht karrieretechnisch auszahlt.
Blatten ist abgelegen. Und politisch unbrauchbar. Es bringt keine Rendite, nur Realität. Und die will in Bundesbern kaum jemand sehen.
WIR meinen:
- Wer Milliarden exportiert, darf im Inland nicht Millionen verweigern.
- Wer Solidarität fordert, muss sie zuerst leben.
- Wer auf Resilienz und Eigenverantwortung pocht, muss bei Katastrophen auch liefern. Ohne Verweis auf Spendenaktionen.
Die Schweiz hat die Kraft, ihre Bürger zu schützen, wenn sie es will.
Und deshalb stellen wir abschliessend die Frage:
Was ist ein Schweizer Leben in Blatten wert? In Franken, nicht in Floskeln.
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